Die Architektur ist ein Zeugnis der Kultur, der Geschichte und der künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten einer Epoche. Während sich das Mittelalter weiterentwickelte, entstanden verschiedene architektonische Stile, die die Gesellschaft und die Religion jener Zeit widerspiegelten. Zwei der prominentesten mittelalterlichen architektonischen Strömungen waren die romanische und die gotische Architektur. Obwohl beide Stile in einigen Aspekten Ähnlichkeiten aufwiesen, können sie aufgrund ihrer unterschiedlichen Eigenschaften und Eigenheiten voneinander unterschieden werden.
Ursprung und Verbreitung
Die romanische Architektur entwickelte sich in Europa, insbesondere in Frankreich, im 11. und 12. Jahrhundert. Sie war geprägt von der Verschmelzung verschiedener Stile wie der karolingischen, ottonischen und der Architektur der Wikinger. Sie breitete sich vor allem in West- und Mittel- sowie in Teilen von Nord- und Südeuropa aus. Die gotische Architektur, die in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts entstand, hatte ihren Ursprung ebenfalls in Frankreich und verbreitete sich später in Gebieten wie England, Deutschland und Spanien.
Bauweise
Ein markanter Unterschied in der Bauweise besteht in der Verwendung von Gewölben. Während die romanische Architektur vor allem Rundbogengewölbe und Tonnengewölbe verwendete, wurden in der gotischen Architektur spatiale Kreuzrippengewölbe mit spitzbogigen Rippen eingesetzt. Diese ermöglichten eine größere Spannweite und ermöglichten den Bau höherer und schlankerer Gebäude. Darüber hinaus unterschieden sich die Stützsysteme: In der romanischen Architektur wurden massivere Pfeiler und Mauern verwendet, während die gotische Architektur Strebewerke einführte, die es ermöglichten, mehr Fenster und weniger tragende Mauern zu bauen.
Licht und Fenster
Ein weiterer bedeutender Unterschied liegt in der Behandlung von Licht und Fenstern. Die romanische Architektur bevorzugte kleinere, schmalere Fenster, was in einer geringeren Helligkeit innerhalb der Gebäude resultierte. Die gotische Architektur hingegen legte großen Wert auf das einfallende Licht und verfügte über große, weitläufige Fenster, insbesondere die typischen Spitzbogenfenster und Maßwerkfenster, die häufig mit aufwendigem, farbigem Glas versehen waren.
Schmuck und Dekoration
In der romanischen Architektur waren Verzierungen und Dekorationen eher schlicht, meist beschränkt auf skulpturale Elemente wie Kapitelle und Friesen. Die gotische Architektur zeichnete sich durch reichere, filigranere Dekoration aus, wie etwa das reichhaltige Maßwerk, hoch aufragende Türmchen und Spitzbögen. Skulptur, meist religiöser Natur, wurde ebenfalls häufig eingesetzt und zeigte sich in Wandreliefs, Statuen in Nischen oder an Portalen.
Zusammenfassung: Romanische und gotische Architektur im Vergleich
Romanische Architektur | Gotische Architektur | |
---|---|---|
Ursprung | 11. bis 12. Jahrhundert, Europa | 12. bis 15. Jahrhundert, Europa |
Gewölbe | Rundbogen- und Tonnengewölbe | Kreuzrippengewölbe mit spitzbogigen Rippen |
Stützsysteme | Massivere Pfeiler und Mauern | Strebewerke und schlankere Strukturen |
Fenster und Licht | Kleinere, schmalere Fenster und weniger Helligkeit | Große, weite Fenster und grosse Helligkeit |
Dekoration | Eher schlichte, skulpturale Elemente | Reiche, filigrane Dekoration und Skulptur |