Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) und das Bruttonationaleinkommen (BNE) sind die zwei gängigsten Methoden, um die gesamtwirtschaftliche Leistung eines Landes oder einer Region zu messen. Obwohl sie oft synonym verwendet werden, gibt es jedoch wichtige Unterschiede zwischen den beiden Konzepten, die es sowohl für Investoren als auch für politische Entscheidungsträger unerlässlich machen, die jeweils richtige Kennzahl zu verwenden.
Bruttoinlandsprodukt (BIP)
Das Bruttoinlandsprodukt ist das wichtigste Maß für die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft. Es misst den Wert der im Inland produzierten Güter und Dienstleistungen innerhalb eines bestimmten Zeitraums (in der Regel ein Jahr), unabhängig von der Nationalität der Produzenten. Das BIP umfasst die Werte aller Endprodukte und Dienstleistungen, die im betreffenden Zeitraum innerhalb der Landesgrenzen hergestellt wurden, abzüglich der Kosten für die zur Herstellung dieser Güter und Dienstleistungen verwendeten Vorleistungsgüter. Es wird in der Regel sowohl nominal (in laufenden Preisen) als auch real (d. h. inflationsbereinigt) ausgedrückt.
Bruttonationaleinkommen (BNE)
Das Bruttonationaleinkommen misst den Wert der Güter und Dienstleistungen, die einer Volkswirtschaft aufgrund von Produktions- und Eigentumsfaktoren (Arbeit, Kapital und natürliche Ressourcen) über einen bestimmten Zeitraum, in der Regel ein Jahr, zufliessen. Anders als das BIP, bei dem es lediglich darauf ankommt, wo die Faktoren produziert werden, berücksichtigt das BNE auch die Eigentumsverhältnisse: Es erfasst die von Inländern im Ausland erwirtschafteten Einkommen und zieht die von Ausländern im Inland erwirtschafteten Einkommen ab.
Das BNE ist daher ein besseres Maß für die Einkommen, die den Bewohnern eines Landes tatsächlich zur Verfügung stehen, da es auch Überweisungen von ausländischen Arbeitnehmern und den Ertrag ausländischer Investitionen (wie zum Beispiel Dividenden und Zinsen) berücksichtigt. In vielen Fällen werden BIP und BNE jedoch nur geringfügig voneinander abweichen, vor allem in Ländern mit relativ geringen Einkommensströmen aus dem Ausland.
Praktische Unterschiede in der Anwendung
Beispielhaft:
Ein großes Unternehmen mit Sitz in Land A beschließt, eine Fabrik in Land B zu eröffnen. Die Wertschöpfung dieser Fabrik trägt zum BIP von Land B bei, nicht aber zum BNE von Land A. Allerdings fließen die Gewinne, die das Unternehmen in Land A aus der Fabrik in Land B erzielt, in das BNE von Land A mit ein. Das bedeutet, dass das BNE von Land A steigt, während das BIP von Land B steigt.
Tabellarische Unterschiede zwischen BIP und BNE
| Bruttoinlandsprodukt (BIP) | Bruttonationaleinkommen (BNE) |
|---|---|
| Misst den Wert der im Inland produzierten Güter und Dienstleistungen | Misst den Wert der einer Volkswirtschaft aufgrund von Produktions- und Eigentumsfaktoren zufliessenden Güter und Dienstleistungen |
| Ortsabhängig: Fokussiert auf die Produktion innerhalb der Landesgrenzen | Nationalitätsabhängig: Berücksichtigt in- und ausländische Einkommensströme |
| Gängigste Methode zur Messung der wirtschaftlichen Leistung eines Landes | Besseres Maß für die Einkommen, die den Bewohnern eines Landes zur Verfügung stehen |